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Vielfalt durch Bruckner

Im Jahr 2024 wird der große Romantiker Anton Bruckner seinen 200. Geburtstag feiern. Bei der Aussicht auf eine Party werden Musiker natürlich sofort aufmerksam und nehmen die Einladung dankend an. Und wenn eine Party episch wird, dann die von und für Bruckner. Seine Werke an sich zelebrieren die Sinfonik auf einmalige und bombastische Weise und so auch seine 2. Sinfonie. Sicher, alle Orchester werden dieses Jubiläum feiern, aber kann man wirklich zu viel feiern? Wo also besser eine Party dieses Ausmaßes feiern, als in Leipzig? Eine Stadt voller Innovation, aber auch Tradition, Vielfalt, Diversität und Musik sollte sich eine solche Zelebrierung nicht entgehen lassen. Mutig wagte sich Bruckner an die (von vielen Zeitgenossen auf Grund von Beethovens Genie gemiedene) Sinfonik und erfand sie unter Einbeziehung unterschiedlichster Einflüsse neu. Hierbei spielten sowohl seine Ursprünge als Organist, als auch die Liebe zur Barockmusik eine wichtige Rolle – auch hier die Verbindung von Innovation und Tradition, wie sie für Leipzig so typisch ist. Sein Mut machte sich bezahlt und so wurde die Sinfonie und deren Neuerfindung zu seinem Hauptkompositionsstil. Andere Komponisten folgten ihm glücklicherweise und so starb die Gattung nach Beethoven nicht aus.
Die Durchführung des Events am 8. November ist dabei nur der sichtbare Teil der Arbeit. Bereits in den Monaten zuvor werden MusikerInnen des Orchesters, die den Klangkörper ja gemeinsam verwalten (allen voran Julia Nagel, die neben dem Management des Orchesters auch die 1. Posaune spielt), die Werbetrommel rühren. Während einzeln zu Hause geübt wird, kann also direkt eine Story bei Instagram gepostet werden und somit die Arbeit der KünstlerInnen nach außen hin sichtbar werden. Auch herkömmliche Wege wie Plakatierung werden gewählt und so zeigt sich auch hier, dass die Zielgruppe des Orchesters so breit gefächert ist wie Leipzig selbst. JedeR ist willkommen (naja, bis zu 350 Leute) und alle können sich wohl und sicher fühlen, wenn die Sinfonia Leipzig in charge ist. 350 klingt vielleicht wie nur ein kleiner Teil von Leipzigs Bevölkerung, aber es ist genau der Teil, dem sonst die Musik Bruckners vorenthalten bleibt und dem die Sinfonia Leipzig die kulturelle Teilhabe jetzt ermöglichen will. Daher wird auch die Werbung auf genau diese Menschen abgestimmt sein. Plakate und Flyer in der Südvorstadt und Connewitz mit Betonung auf die

lockere Atmosphäre der Veranstaltung. Ein Rockkonzert mit klassischer Musik quasi. Wobei: kann man Bruckner wirklich die Rockbarkeit absprechen?
Vielseitigkeit und Neuerfindung bekannter klassischer Konzepte spielen bei der Sinfonia Leipzig auch eine große, nein die Hauptrolle. Um den 200. Geburtstag angemessen zu feiern, finden sich also Musiker der vielfältigsten Art (hierbei sind vor allem Internationalität, sexuelle Orientierung, sowie geschlechtliches Spektrum zu nennen) zusammen und laden ein ebenso diverses Publikum ins Werk 2 ein. Um die Zahl 2 beim zweiten Start des Klangkörpers (der erste Start wurde durch die bekannte Corona-Problematik etwas holprig) nicht aus den Augen zu verlieren und einen roten Faden zu ziehen, wird die 2. Sinfonie Bruckners als Geburtstagsständchen gewählt. Auch der Name der Location spielt in diese Zahlenspielerei hinein und somit war die Wahl des Stücks – trotz der enormen Anzahl seiner Werke – einfach. Das Event selbst soll am 8. November 2024 stattfinden und in der Woche zuvor intensiv geprobt werden.
Zu einer richtigen Geburtstagsparty darf natürlich die Verpflegung nicht fehlen. Auch hier bietet die Location dem Publikum – große Besonderheit hier: auch WÄHREND des Konzerts – eine gute Auswahl, damit es ein rundum gelungener Abend wird.
Wir haben also jetzt den Ehrengast, die Musik, Verpflegung,…fehlt nur noch das Publikum. Damit dieses genauso vielseitig und divers wie die Musik und KünstlerInnen sein kann, soll hier die Zugänglichkeit für alle Menschen im Fokus stehen. Leipzig ist bunt und eine große Feierlichkeit muss das auf allen Ebenen zeigen. Die Lage des Werk 2 – Kooperationsparter der Sinfonia Leipzig – direkt am Connewitzer Kreuz spielt hier eine nicht zu verachtende Rolle: mitten im bunten Treiben des Szeneviertels, trotzdem aber mit guter Verkehrsanbindung und Innenstadtnähe, steht die Location für Diversität und Zugänglichkeit. Ticketpreise werden gering gehalten, aber nicht nur das: auch das Publikum selbst ist gefragt, wie viel es geben kann und will. Dafür werden die Preise gestaffelt, aber nach dem Freiwilligenprinzip “so viel du kannst, so viel du möchtest”. Es stehen dabei 3 Kategorien zur Wahl – und an dieser Stelle muss betont werden, dass es wirklich eine freie Wahl ist. Von 12€ bis 22€ (die 2 ist natürlich auch hier kein Zufall) kann der/die KonzertgängerIn selbst entscheiden, was ein Konzert kosten darf. Hierbei ist vor allem der niedrigste Preis wichtig, denn damit wird Klassik niederschwelliger und allgemeinzugänglicher gemacht. Ein Prinzip, das sich natürlich nur über Förderungen erreichen lässt, denn die Tragbarkeit von Kultur, rein über Kartenverkäufe, ist einer der Faktoren, weshalb Klassik inzwischen etwas “abgehoben” ist und den Ruf von Elite trägt.
Aber auch die Mitwirkung im Programm “Inklusionspaten” der Diakonie durch das Werk 2 ist ein wichtiger Faktor zur Zugänglichkeit der Musik, sowie die Zusammenarbeit mit dem Blinden- und Sehschwachenverband der Sinfonia Leipzig.

Durch die im Werk 2 ansässigen
Kreativwerkstätten entsteht direkt eine besondere und künstlerische Atmosphäre, die
durch regelmäßige Live-Konzerte noch zusätzlich
Leben eingehaucht bekommt. So spielen hier regelmäßig große und kleine Rockbands, aber auch Lesungen, Vereine und andere Veranstaltungen haben hier eine Heimat.
Einen besonderen Reiz bietet der Ort der Sinfonia Leipzig auch deshalb, weil New Model Army hier regelmäßig auftreten. Die Band und das Orchester haben eine besondere Verbindung, seit 2022 ein gemeinsames Konzert im Tempodrom Berlin stattfand. Dieses führte zu einem Live-Mitschnitt, der mittlerweile als CD/DVD/Blu-ray/Vinyl/Stream verfügbar ist und der Sinfonia Leipzig einen Platz in der Welt des Rock gegeben hat. Um diese Verschmelzung auch ohne NMA weiterzuführen, soll das Feeling eines Rockkonzerts auch bei Bruckner gegeben werden und gemeinsam mit dem Publikum zu romantischer Musik gefeiert und angestoßen werden (die Akteure auf der Bühne bleiben natürlich während des Konzerts alkoholfrei – die Qualität der Musik steht natürlich nach wie vor im Vordergrund). Nach Verklingen des Schlusstons ist die Feierlichkeit aber nicht vorbei, denn dann wird gemeinsam mit MusikerInnen und Publikum die Location zum Partyschauplatz und es kann sich in lockerer Atmosphäre darüber ausgetauscht werden, welche Wirkung die Musik auch knappe 200 Jahre später weiterhin hat.
Obwohl Bruckner selbst nur selten in Leipzig war, war die Stadt ein wichtiger Ort für die Verbreitung seiner Musik und trug zur Anerkennung seines Schaffens bei. Diese Tradition wird auch zu seinem 200. Jubiläum fortgesetzt werden und die Sinfonia Leipzig ist dabei. Das Orchester spiegelt dabei die Vielfältigkeit und vor allem Offenheit der Stadt wider und trägt die allgemein gute Stimmung aus dem Klangkörper hinaus in die Leipziger Öffentlichkeit.
Und so verschmelzen Orchester, Location, Stadt und Publikum zur Party des Jahres, um gemeinsam Anton Bruckner und sein Werk zu feiern.